Jährlich erinnert die Stadt Neu-Isenburg mit einer Gedenkveranstaltung an das Novemberpogrom 1938. In diesem Jahr widmet sich die Veranstaltung am Montag, 10. November dem Thema „Rettet wenigstens die Kinder – Kindertransporte aus Frankfurt am Main“. Sie beginnt um 18:30 Uhr mit einer gemeinsamen Kranzniederlegung vor Bertha-Pappenheim-Haus durch die Stadtverordnetenvorsteherin Christine Wagner und den Bürgermeister Dirk Gene Hagelstein.
Am Abend des 10. November 1938 brannten antisemitisch und nationalsozialistisch gesinnte Neu-Isenburger Bürger Haus I des Heims des Jüdischen Frauenbundes nieder, während die Frauen und Kinder zu sehen mussten, wie ihr Schutzraum, der für viele ein Zuhause geworden war, zerstört wurde. Zuvor waren in der Stadt jüdische Bürgerinnen und Bürger geschlagen und gedemütigt, Geschäfte geplündert worden. Im Haus des Textilhändlers Max Pscherowski war Feuer gelegt worden. Jährlich erinnert die Stadt mit einem Gedenktag an diese schrecklichen Ereignisse. Bis zur zwangsweisen Schließung des Heims 1942 wurden die Bewohnerinnen schikaniert und ausgegrenzt. Viele von ihnen sind deportiert und ermordet worden. Hieran erinnern heute in Neu-Isenburg mehrere Stolpersteine und eine Stolperschwelle vor der Gedenkstätte.
Dieses Jahr liegt der Fokus auf den Kindertransporten, die zur Rettung unzähliger Kinder beigetrage hat. Nach dem Novemberpogrom 1938 wurden mit einer außergewöhnlichen Rettungsaktion etwa 20 000 Kinder aus Deutschland, Österreich und der Tschechoslowakei nach Großbritannien und in andere Länder gebracht.
In dem von der Historikerin Angelika Rieber federführend herausgegebenen Sammelband „Rettet wenigstens die Kinder“ werden 20 Biografien von Kindern vorgestellt, von denen einige im Heim des Jüdischen Frauenbundes in Neu-Isenburg gelebt haben. Anschaulich zeigen die Lebensgeschichten der geretteten Kinder, wie sich die Politik der Nationalsozialisten auf deren Leben auswirkte, wie die erzwungene Flucht aus Deutschland und die meist endgültige Trennung von den Angehörigen ihr weiteres Leben prägte.
Das Buch stellt darüber hinaus drei Retter*innen vor, unter ihnen Martha Wertheimer. Sie war maßgeblich an der Organisation der Kindertransporte aus Frankfurt am Main beteiligt und hatte enge Verbindungen zu dem Heim in Neu-Isenburg.
Angelika Rieber wird verschiedene Lebens- und Familiengeschichten vorstellen, insbesondere von Kindern, die mit dem Heim des Jüdischen Frauenbundes verbunden sind. Dieter Eckhardt wird die Ergebnisse der jahrzehntelangen Forschungen seiner im Jahre 2024 verstorbenen Frau Hanna Eckhardt zu Martha Wertheimer einbringen.
Die Teilnahme ist kostenlos, um Anmeldung wir aus organisatorischen Gründen gebeten. Diese sind ab sofort möglich per E-Mail oder telefonisch unter 06102 241 -754 / -755.
Außerdem findet anlässlich des Gedenktages ein Gottesdienst zum Pogromgedenken statt. Am Sonntag, 9. November, 10:00 Uhr in der Ev. Johannesgemeinde (Friedrichstraße 94).
Am Freitag, 28. November gibt es von 16:00-17:30 Uhr, als Abschluss des diesjährigen Halbjahresprogramms, die Möglichkeit, an einer Führung im Bertha-Pappenheim-Haus teilzunehmen. Hierbei handelt es sich um eine Kooperation mit dem Büro für Staatsbürgerliche Frauenarbeit, Wiesbaden.
Im Januar wird dann wieder das Programm für das erste Halbjahr 2026 veröffentlicht. Dieses ist dann wie gewohnt auf der Webseite der Stadt Neu-Isenburg (Öffnet in einem neuen Tab) zu finden. Außerdem wird das Programm in gedruckter Form an zentralen Orten in der Stadt ausgelegt (Rathaus, Bürgeramt, Stadtbibliotheken, u.a.).
Kontakt Seminar- und Gedenkstätte Bertha Pappenheim: (Öffnet in einem neuen Tab)


