Stadt Neu Isenburg

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Bertha Pappenheim Haus

Aussenansicht Bertha Pappenheim Haus

Bertha Pappenheim wird 1859 in Wien als Tochter einer angesehenen jüdischen Kaufmannsfamilie geboren. Sie erhält die übliche Erziehung einer „höheren Tochter“. Als sie 21 Jahre alt ist, erkrankt der Vater. Bertha Pappenheim pflegt ihn, wird aber im Verlauf selbst krank: Halluzinationen, Lähmungserscheinungen, Sprachstörungen - ein körperliches Leiden kann nicht nachgewiesen werden. Der Wiener Arzt Josef Breuer nimmt sie in Behandlung. Nach dem erfolgreichen Abschluss veröffentlicht Breuer gemeinsam mit seinem Assistenten Sigmund Freud 1895 die „Studien über Hysterie“. Bertha Pappenheim geht als Patientin Anna O. in die Geschichte der Psychoanalyse ein.

Bertha Pappenheim wuchs ab 1888 aus der lokalen sozialen Praxis der jüdischen Gemeinde und der Stadt Frankfurt empor zur Gründerin und Vorsitzenden des Jüdischen Frauenbundes (1904), der als Dachverband alle bestehenden jüdischen Frauenvereine in Deutschland in sich vereinte. Ende der 1920er Jahre umfasste er 50.000 Mitglieder.  

Über Programm und Ziele der Frauenbewegung sowie über eine, die Religionsgesetze sinnvoll erfüllende Zedaka (jüdisches Gebot der Wohltätigkeit) erzog Bertha Pappenheim über Frankfurt hinaus drei Generationen von Jüdinnen zurück zur jüdischen, kulturellen, weiblichen Identität, zu den Pflichten und Rechten, die den meisten abhanden gekommen waren im Kampf um bürgerliche Gleichstellung, in der Assimilation an christliche Umwelt als Folge jahrhundertealten politischen Drucks und Ausnahmegesetzgebung, als Folge von Pogromen und Antisemitismus und auch als Folge von patriarchalischer Herrschaft.  

Sie suchte zugleich diese Traditionen zu entschlacken, wie sie sie auch für die jüdischen Frauen wieder entdeckte und ihnen mit ihrer Übersetzung der Denkwürdigkeiten der Glückel von Hameln (1910), der Frauenbibel Zena u. Rena (1929) und den Maassegeschichten (1930) zurückgab, beliebte Hausbücher der Jüdinnen des Spätmittelalters über mehrere Jahrhunderte sowie durch die monatlich erscheinenden Blätter des Jüdischen Frauenbundes, mit ihrem programmatischen Konzept, das sie im ersten Heft 1924 entwickelte.  

Als Bertha Pappenheim am 28. Mai 1936 in Neu-Isenburg nach längerer Krankheit im Alter von 77 Jahren stirbt, ist es jüdischen Kreisen bewusst, dass mit ihr "eine der stärksten Persönlichkeiten des deutschen Judentums" (Leo Baeck) verschieden ist. "Ein großer jüdischer Mensch, daß mit ihr ein Leben erloschen ist, wie es das Judentum unter den tief veränderten Lebensbedingungen in Generationen nicht mehr hervorbringen wird" (Margarethe Susman).

Mit einer Ausstellung erinnert die Stadt in dem Haus heute an das Leben und Wirken Bertha Pappenheims. Regelmäßig finden Vorträge zu Aspekten jüdischen Lebens und jüdischer Kultur statt, sowie Themenreihen über Nationalsozialismus, Erziehung, den christlich-jüdischen Dialog und Frauenrecht. Außerdem sind auf dem Areal einige Kindereinrichtungen untergebracht.

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