Zur Erinnerung an die Opfer des Zweiten Weltkrieges und als Mahnung gegen den Krieg findet auch in diesem Jahr, am 29. Januar, um 11:30 Uhr, ein Gedenken am Gedenkstein der ehemaligen Flakstellung im Schindkautweg statt. Bürgermeister Dirk Gene Hagelstein wird einen Kranz niederlegen. Zu der öffentlichen Veranstaltung hat die Stadt insbesondere auch die überlebenden ehemaligen Flakhelfer eingeladen.
„Im letzten Jahr haben wir schmerzlich erfahren, dass der Frieden in Europa nicht selbstverständlich ist. Putins Angriffskrieg hat Leid und Elend in unvorstellbarem Maß über die Menschen gebracht. Noch nie war es so wichtig, Zeichen zu setzen. Wir gedenken am 29. Januar allen durch Krieg, Gewalt und Terror aus dem Leben gerissenen Menschen“, so Bürgermeister Dirk Gene Hagelstein.
In der Ostgemarkung der Stadt Neu-Isenburg befand sich im Zweiten Weltkrieg eine Flakstellung. Die häufig erst vierzehnjährigen Luftwaffenhelfer, waren Oberschüler aus Offenbach und dem Kreis Offenbach. Sie wurden jahrgangsweise aus ihren Schulen zum Flakdienst geholt. Bei dem Bombenabwurf am 29. Januar 1944 starben fünf jugendliche Luftwaffenhelfer, vier kriegsgefangene so genannte „Hilfswillige“, die diesen Dienst aber keinesfalls freiwillig leisteten, und der 28jährige Geschützführer Josef Niggel. Zwei der getöteten Schüler waren die erst 15jährigen Isenburger Klaus-Dieter Johannsen und Gerhard Siebenborn. Wie die überlebenden Luftwaffenhelfer berichteten, leisteten sie ihren Dienst in der Gewissheit, Volk und Vaterland zu verteidigen. Erst später wurde ihnen bewusst, dass sie ihre Jugend einem verbrecherischen System opfern mussten. Geblieben sind oftmals nur die traumatischen Erinnerungen.
Die Flakstellung in der Ostgemarkung und andere Flakstellungen im Stadtgebiet sind für die Stadt Erinnerung an die Opfer des Zweiten Weltkrieg und eine Mahnung gegen Krieg und Gewalt zugleich. Dank den Forschungen von Dr. Ott und der Unterstützung des GHK wurde eine besonders gut erhaltene Flakstellung im Brüllochsenweg in der Luderbachaue 2018 in die Denkmalschutzliste des Landes Hessens aufgenommen.
Über die Geschichte dieser Flakstellung in der Ostgemarkung der Stadt Neu-Isenburg hat der Verein für Geschichte, Heimatpflege und Kultur Neu-Isenburg (GHK) e.V. eine Dokumentation herausgegeben. Das Autorenteam Dr. Wilhelm Ott und Dr. Ferdinand Stegbauer recherchierte in bislang unveröffentlichten Quellen und interviewte zusätzlich Zeitzeugen, die ein sehr eindrucksvolles und differenziertes Bild ermöglichen. Die Broschüre ist in allen Buchhandlungen, in der Stadtbibliothek und im Bürgeramt zum Selbstkostenpreis von 15 Euro erhältlich.