Anlässlich des Internationalen Tags des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus am 27. Januar, erinnert die Stadt Neu-Isenburg an die Menschen, die während der nationalsozialistischen (Öffnet in einem neuen Tab) Herrschaft ermordet wurden.
Ein Teil dieses Gedenkens sind die in Neu-Isenburg verlegten „Stolpersteine“. Die in den Fußweg eingelassenen Metallplatten erinnern an 26 jüdische Menschen, die dort ihren letzten selbst gewählten Wohnsitz hatten. Sie wurden Opfer des Nationalsozialismus. Ihre Namen und Daten wurden gegen das Vergessen in die Stolpersteine eingraviert. Eine Stolperschwelle wurde vor dem ehemaligen Heim des Jüdischen Frauenbundes, der heutigen Seminar- und Gedenkstätte Bertha Pappenheim in der Zeppelinstraße verlegt, wo über 250 Frauen und Kinder, die dort lebten, deportiert und ermordet wurden.
Die Stolpersteine gelten als größtes dezentrales Mahnmal der Welt und gehen auf den Kölner Künstler Gunter Demnig zurück.
Zur Geschichte der Stolpersteine in Neu-Isenburg
Die Initiative der Verlegung der Stolpersteine geht auf Christa Ziller zurück. Unterstützt von der Bertha-Pappenheim-Initiative, einer Gruppe engagierter Bürgerinnen und Bürger, und unter der Federführung von Historikerin Dr. Heidi Fogel, organisierte Christa Ziller die Umsetzung des Projektes, das von Patinnen und Paten finanziert wurde. Anlässlich der Verlegung der Steine verlasen Schülerinnen und Schüler des Neu-Isenburger Goethe-Gymnasiums kurze Biographien der Betroffenen. Die von Dr. Heidi Fogel, Christa Ziller und Dr. Hannes Ziller stammenden Texte wurden für die Broschüre überarbeitet. Die Fotos wurden von Frank Wolf und dem Stadtarchiv Neu-Isenburg zur Verfügung gestellt. Im Zeitraum von 2009 und 2011 wurden 26 Stolpersteine und eine Stolperschwelle an elf Standorten in Neu-Isenburg verlegt.
Neu-Isenburger Stolpersteine
In Neu-Isenburg wurden Stolpersteine gegen das Vergessen gelegt für:
- Isaak Cahn, Gitella Cahn, Lion Schott, Selma Schott, Charlotte Schott in der Frankfurter Straße 32 (2009)
- Hedwig Jacobi in der Friedensallee 78 (2009)
- Willy Schlamm, Else Schlamm, Herta Metzger (geb. Schlamm), Regine Schlamm (geb. Kahn) in der Taunusstraße 32 (2009)
- das Ehepaar Josef und Adelheid Drehlich in der Frankfurter Straße 46
- Amalie Jonas, Trude Fischer, Irma Regine Meyer, Frankfurter Straße 45
- die Familie Goldmann, Max und Rosa und ihre beiden Kinder Willi und Johanna, in der Frankfurter Straße 19
- Familie Weiß aus der Schillerstr. 18, das Ehepaar René und Helene mit den Kindern Eva und Richard
- Johanna Schönmann, Stolzestraße 8
- Salomon Luks in der Hirtengasse 18
- Max Pscherowski in der Frankfurter Straße 61
Für jeden einzelnen Stein – so sieht es das Projekt des Künstlers Gunter Demnig vor – haben einzelne Bürgerinnen und Bürger eine Patenschaft übernommen.
Broschüre „Stolpersteine – Gegen das Vergessen in Neu-Isenburg“
Nicht nur die Stolpersteine und -schwelle, die in der Stadt verlegt sind, erinnern an die verfolgten Neu-Isenburger Mitbürger*innen, sondern auch die 30-seitige Stolperstein-Broschüre, die vom GHK – Verein für Geschichte, Heimatpflege und Kultur Neu-Isenburg und der Seminar- und Gedenkstätte herausgegeben wurde. Die zeitgeschichtlichen Dokumentation „Stolpersteine gegen das Vergessen in Neu-Isenburg“ ist im Rathaus, den Bürgerämtern und in der Stadtbibliothek kostenlos erhältlich. Die Broschüre steht auch als Download auf der Seite des GHK bereit unter https://ghk.schewe-it.de/archiv.htm (Öffnet in einem neuen Tab) .
Bei Fragen kann man sich per E-Mail pappenheim.hausstadt-neu-isenburgde an die Seminar- und Gedenkstätte Bertha Pappenheim wenden.
„Wir wollen das jüdische Leben in Neu-Isenburg in den nächsten Jahren vertieft aufarbeiten und eine neue Form des Erinnerns und Vergessens etablieren. Es ist wichtig die Geschichte mit Gesichtern zu verbinden. Den Menschen, die hinter den Opferzahlen stehen, die verfolgt und vertrieben wurden, einen Namen zu geben“, sagt Bürgermeister Dirk Gene Hagelstein.
Weiterführende Informationen:
https://ghk-neu-isenburg.de/ (Öffnet in einem neuen Tab)
https://gedenkbuch.neu-isenburg.de/ (Öffnet in einem neuen Tab)
Informationen zu den Schicksalen der ehemaligen Heimbewohnerinnen und -bewohner findet man auch auf der Webseite des Gedenkbuchs für das Heim des Jüdischen Frauenbundes in Neu-Isenburg (1907-1942) unter https://gedenkbuch.neu-isenburg.de/ (Öffnet in einem neuen Tab).