Die Stadt Neu-Isenburg fördert die Erinnerungsarbeit und politische Bildung für Jugendliche. Aus diesem Grund wird auch ein Zuschuss von 9.000 Euro für die Gedenkstättenfahrt nach Auschwitz gezahlt, den die Goetheschule seit 2017 jedes Jahr unternimmt. Der Besuch soll die Fähigkeit der jungen Menschen zur Reflektion über Toleranz, Demokratie und gesellschaftlicher Verantwortung fördern. Da die Mehrheit der Schülerinnen und Schüler keinen direkten Kontakt zu Zeitzeuginnen und Zeitzeugen des Nationalsozialismus haben, ist die Auseinandersetzung mit der Geschichte an authentischen Orten wichtiger denn je. Der Besuch der Gedenkstätte wird von intensiver Vor- und Nachbereitung begleitet. In diesem Jahr haben den Bericht über die Fahrt Katharina Wagner und Magdalena Jesse verfasst:
Im vergangenen Monat hatten wir als Teil der „Erinnern und Gedenken“-AG der Goetheschule und durch die Unterstützung der Stadt Neu-Isenburg das Privileg, einzigartige und prägende Eindrücke zu sammeln. Während unserer sechstägigen Exkursion nach Polen nahmen wir an Führungen durch Auschwitz l und Auschwitz-Birkenau teil, sowie an verschiedenen Workshops zu den Leben der Frauen und Kinder im Lager und was wir lernten, wird uns alle noch lange begleiten.
Bereits auf dem Weg nach Auschwitz wussten wir, dass nichts uns darauf vorbereiten kann, was uns erwartet. Wir alle kannten die Fakten, wir alle kannten die Zahlen, die Grausamkeiten der Nationalsozialisten, doch kein Geschichtsbuch konnte uns darauf vorbereiten, was wir dort sehen und fühlen würden, an dem Ort, an dem so viele Menschen ihr Leben verloren. Die Gedenkstätte führte uns durch die Baracken der Gefangenen, durch Gefängnisse und Gaskammern und durch das große Tor mit dem Schriftzug “Arbeit macht frei”. Ein Tor, durch das viele Tausend Menschen gingen, ohne zu wissen, dass sie es niemals wieder lebend verlassen würden. Wir sahen Koffer, Kinderschuhe, abgeschnittene Haare - persönliche Gegenstände von Opfern, denen an diesem schrecklichen Ort das Leben genommen wurde. Besonders die Portraits der Männer, Frauen und Kinder, die in die Kamera blickten, ließen uns nicht mehr los. Hinter jedem Gesicht stand ein eigenes Schicksal, ein zerstörtes Leben. Die Ausstellung ist unglaublich eindrucksvoll und zugleich auch unbeschreiblich liebevoll gestaltet. Vor allem ein Raum berührte uns tief. Durch eine die Wände einnehmende Videocollage, die den Alltag so vieler Jüdinnen und Juden zeigte sahen wir die Schicksale die hinter den Opferzahlen steckten. Wir sahen Aufnahmen von tanzenden und spielenden Kindern, von verliebten Paaren und lachenden Familien, ganze Leben, jedes einzelne erfüllt von Hoffnung, von Ängsten, von Trauer und Glück. Was wir gelernt haben, nehmen wir mit nach Hause, damit wir niemals vergessen, damit die Stimmen niemals verstummen und damit Hass nie wieder solch unvorstellbare Auswirkungen annehmen kann.
Wir bedanken uns bei der Stadt, die so viel zu dieser Reise beitrug, doch unser besonderer Dank gilt unseren Lehrern Tamara Hansen, Anne Jockel und Michael Langhans, die uns während dieser besonderen Reise zu jedem Zeitpunkt zur Seite standen, die für uns da waren, indem sie Wissen teilten und uns Raum gaben jegliche Emotionen teilen zu können.