Magarete Müller, die am 5. Oktober 1887 geborene Hebamme, ist auch sechzig Jahre nach ihrem Tod in Neu-Isenburg bekannt. 1912/1913 absolvierte sie an der Großherzoglichen Hebammen-Lehranstalt ihre Ausbildung. Zu diesem Zeitpunkt war sie bereits selbst junge Mutter. Nach drei Monate Theorie und einem Vierteljahr Praxis – 99 Geburten in Mainz und Umgebung – war sie fertig ausgebildet. 575 Mark und 5 Pfennige kostete sie die Ausbildung. Wie sich jedoch bald zeigte eine lohnende Investition. Am 1. April 1913 trat Margarete Müller ihren Dienst an. 45 Jahre war sie in Neu-Isenburg als beeidigte Hebamme tätig, leistete in 2800 Fällen Geburtshilfe und beriet Mütter im Auftrag des Kreisgesundheitsamtes.
Täglich legte die Hebamme Müller mit Schürze und Koffer viele Kilometer auf dem Fahrrad zurück. Angehörige von Gebärenden folgten ihr. Ausgangspunkt war eine kleine Schiefertafel an ihrer Haustüre. Dort vermerkte sie ihr erstes Ziel des Tages. Über mangelnde Wertschätzung konnte sich die Hebamme nicht beschweren. Zu ihrer öffentlichen Verabschiedung am 26. März 1958 kamen zahlreiche Ehrengäste ins Stadthaus, bedankten sich, lobten ihre „immerwährende Hilfsbereitschaft“ und würdigten ihr berufliches Können. Aber Margarete Müller hatte nur einen Wunsch, und den konnte ihr niemand erfüllen: Sie wollte weiter als Hebamme arbeiten. Stadtrat Ochs brachte es auf den Punkt: das Gesetz zwinge sie in den Ruhestand zu treten. Am 24. Juni 1965 verstarb Magarete Müller.
Erinnern an Neu-Isenburgerinnen
Um an das Wirken der berühmten Hebamme Margarete Müller zu erinnern, hat die Stadt Neu-Isenburg die neue Kita in der „Neuen Welt“ nach ihr benannt. Die Kita befindet sich im denkmalgeschützten Backsteingebäude der ehemaligen Bundesmonopolverwaltung für Branntwein in der Schleussnerstraße 6 und hat am 1. Mai 2025 ihren Betrieb aufgenommen. Sie bietet Platz für 136 Kinder in sieben Gruppen. Insgesamt hat die Einrichtung eine Kapazität von drei Krippengruppen (36 Kinder) für Kinder im Alter von eins bis drei Jahren und für 100 Kinder im Alter von drei Jahren bis zum Schuleintritt. Die Stadt Neu-Isenburg hat die Trägerschaft an das Evangelische Dekanat Dreieich-Rodgau übergeben. Die städtische Wohnungsbaugesellschaft GEWOBAU hat das historische Gebäude, das vorher ein Verwaltungsgebäude mit Dienstwohnungen war, umfassend saniert und umgebaut. Die Arbeiten wurden im Juli 2022 begonnen. Die Gesamtkosten für das Projekt belaufen sich auf rund 12,7 Millionen Euro.
Anlässlich ihres Todestages liegen im Bertha-Pappenheim-Haus und im Rathaus Postkarten von ihr zum Mitnehmen aus. Für jede der zwölf Frauen, die in der Broschüre „Neu-Isenburger Frauen“ vertreten sind, wird es in der kommenden Zeit zu besonderen Anlässen, wie Geburtstagen, Jubiläen u. a., Postkarten geben. Für das Postkarten-Projekt wurden die vorliegenden Bilder der Frauen genommen, und künstlerisch verändert. Einerseits sollen die Postkarten konkret an die Neu-Isenburger Frauen erinnern, die in dieser Stadt viel geleistet haben, andererseits soll die leichte „Entfremdung“, durch die künstlerische Umsetzung entsteht auch gezeigt werden, dass diese Frauen für alle Frauen stehen. In Neu-Isenburg gibt es viele weitere tolle Frauen, die bis heute viel geleistet habe und immer noch leisten und diese zwölf sollen als Identifikationsfiguren und Vorbilder dienen. Die Postkarte von Agnes-Marie Griesebach, Lilli Grün-Göttert, Anny Schlemm und Bertha Pappenheim gibt es bereits im Bertha-Pappenheim-Haus.
Außerdem sind die Lebensgeschichte von Margarete Müller und weitere interessante Geschichten von Neu-Isenburgerinnen in der Broschüre „Neu-Isenburger Frauen“ zu finden. Die BroschürePDF-Datei4,89 MB steht auf der Webseite der Stadt zum Download zur Verfügung.
Kontakt: (Öffnet in einem neuen Tab)
Magistrat der Stadt Neu-Isenburg
Frauen- und Gleichstellungsbüro
Hugenottenallee 53
63263 Neu-Isenburg