Statusbericht Klimaschutz zeigt ambitionierte Ziele und konkrete Maßnahmen
Die Stadt Neu-Isenburg hat ihren neuen Statusbericht Klimaschutz veröffentlicht und der Stadtverordnetenversammlung zur Kenntnis vorgelegt. Der Bericht dokumentiert die aktuellen Entwicklungen, Herausforderungen und Fortschritte auf dem Weg zur angestrebten Klimaneutralität bis spätestens 2045. Gleichzeitig verdeutlicht der Bericht die zentrale Rolle der Stadt Neu-Isenburg als Akteur in der lokalen Energiewende und der nachhaltigen Entwicklung.
„Klimaschutz ist nicht nur eine Aufgabe für die Zukunft, es ist eine Aufgabe, die wir heute gestalten müssen", sagt Bürgermeister der Stadt Neu-Isenburg. „Unser Statusbericht zeigt, dass wir mit konkreten Maßnahmen und klaren Zielen auf dem richtigen Weg sind. Die Erfolge in den letzten Jahren geben uns Zuversicht, dass wir unsere ehrgeizigen Klimaziele erreichen können."
Neu-Isenburg hat sich zum Ziel gesetzt, bis spätestens 2045 klimaneutral zu werden. Dies bedeutet, dass die CO₂-Emissionen im Vergleich zum Basisjahr 1990 um mindestens 90 Prozent reduziert werden müssen. Als Zwischenziel soll der CO₂-Ausstoß bis 2030 um 50 Prozent sinken. Diese ambitionierten Ziele orientieren sich an den bundesweiten Vorgaben und unterstreichen Neu-Isenburgs Engagement als Vorreiterkommune im Klimaschutz.
Die gute Nachricht: Es wurden bereits messbare Erfolge erzielt. Ähnlich wie in der bundesweiten Entwicklung konnten in Neu-Isenburg in den letzten Jahren deutliche Fortschritte bei der Reduktion von CO₂-Emissionen erreicht werden. Besonders beeindruckend ist die Entwicklung im Strombereich. Der bundesweit gestiegene Anteil erneuerbarer Energien und der starke Ausbau der Photovoltaik in Neu-Isenburg haben zu einem messbaren Rückgang der verursachten CO₂-Emissionen geführt. Die Stromemissionen sanken von über 90.000 Tonnen CO₂-Äquivalente im Jahr 2013 auf rund 47.000 Tonnen im Jahr 2024 – eine Reduktion um etwa 48 Prozent.
Der Statusbericht identifiziert zwei zentrale Handlungsschwerpunkte für Neu-Isenburg: den Gebäudebereich und den Verkehr. Diese Bereiche machen in etwa jeweils zur Hälfte die Neu-Isenburger Emissionen aus und bieten daher das größte Reduktionspotenzial.
Im Bereich Gebäude und Wärmeversorgung hat die Stadt einen innovativen Schritt unternommen: Mit der 2025 erstellten kommunalen Wärmeplanung geht Neu-Isenburg weit über die gesetzlichen Vorgaben hinaus. Die Planung setzt ein innovatives Konzept um, das die Abwärme eines Rechenzentrums nutzt und eine treibhausgasneutrale Versorgung bis spätestens 2045 ermöglicht. Parallel dazu schreitet die energetische Sanierung der städtischen Liegenschaften voran, etwa mit dem beschlossenen Umbau der Hugenottenhalle, der Stadtbibliothek und der Errichtung zusätzlicher Räume für Kultur und Bildung.
Ein besonders erfolgreiches Feld ist der Ausbau von Photovoltaikanlagen. Seit 2021 ist ein starker Anstieg sowohl bei der Anzahl als auch bei der Leistungsfähigkeit von PV-Anlagen zu beobachten. Dies ist auf verstärkte Investitionen, verbesserte Förderbedingungen sowie das gestiegene Bewusstsein für Klimaschutz und Energieautarkie zurückzuführen. Auch die neuen Balkonkraftwerke erfreuen sich großer Beliebtheit und ermöglichen vielen Bürgern und Bürgerinnen einen niedrigschwelligen Einstieg in die Stromerzeugung. Ein weiterer zentraler Baustein ist die Beratung und Unterstützung von Gebäudeeigentümern bei der Umstellung ihrer Wärmeversorgung. Die Stadt nutzt die Ergebnisse der Wärmeplanung gezielt, um quartiersbezogene Beratungsangebote zu entwickeln und Bürgerinnen und Bürger zu befähigen, ihre individuellen Entscheidungen im Einklang mit der städtischen Wärmestrategie zu treffen.
Im Verkehrsbereich zeigt sich ein vielversprechender Wandel. Grundlage ist das 2019 beschlossene Mobilitätskonzept 2030, das die strategische Leitlinie für eine zeitgemäße und klimafreundliche Mobilität darstellt. Das Konzept zeigt auf, wie der zu erwartende Anstieg der Verkehrszahlen durch den Bau der Regionaltangente West (RTW) und eine relative Stärkung des Rad- und Fußverkehrs bewältigt werden kann.
Die Verkehrsprognosen gehen von einer Zunahme der Verkehrswege bis 2030 um 26 Prozent aus. Ohne gezielte Gegenmaßnahmen würde dies zu einem Anstieg des motorisierten Individualverkehrs um sechs bis acht Prozent führen. Modellrechnungen zeigen jedoch, dass durch die geplante RTW tägliche rund 5.000 bis 7.000 Pkw-Fahrten auf den regionalen Schienenverkehr übergehen könnten. Zudem bietet der Radverkehr erhebliche Potenziale: Ein zielgerichteter Ausbau des Radwegenetzes wird einen Zuwachs von 30 bis 40 Prozent ermöglichen, insbesondere bei kurzen und innerstädtischen Wegen. Der Anteil des öffentlichen Nahverkehrs kann bis 2030 auf etwa 20 Prozent steigen.
Darüber hinaus schreitet der Ausbau der Ladeinfrastruktur voran. Bis Ende 2024 wurden über 40 öffentliche Ladepunkte in Betrieb genommen, weitere Standorte befinden sich in Planung. Damit unterstützt die Stadt von Neu-Isenburg nachdrücklich die Umstellung auf klimafreundliche Antriebssysteme.
Ein Kernpunkt des Statusberichts ist die Erkenntnis, dass Klimaschutz nur durch die intensive Zusammenarbeit aller beteiligten Akteure gelingt. Die Stadt arbeitet eng mit den Stadtwerken Neu-Isenburg, der GEWOBAU und der DLB AöR zusammen – und vor allem auch mit der Bürgerschaft. Die Einbindung der Stadtgesellschaft und die Zusammenarbeit mit lokalen Akteuren sind entscheidende Erfolgsfaktoren für das Erreichen der Klimaziele.
Besonders hervorzuheben ist die Entscheidung, das Klima-Monitoring nicht mit bundesweiten Durchschnittsdaten (wie der BISKO-Bilanzierung), sondern auf Basis stadtbezogener Kennziffern zu erstellen. Dies ermöglicht es, die spezifische Entwicklung in Neu-Isenburg realistisch darzustellen und die Wirkung von ortsspezifischen Maßnahmen genau zu erfassen. Als Datengrundlagen dienen Strom- und Gasverbrauchsdaten der lokalen Energieversorger, Melderegister für Photovoltaikanlagen, Kfz-Zulassungsdaten sowie Pendlerstatistiken.
Klimaanpassung als Ergänzung
Parallel zum Statusbericht wird ein neues Klimaanpassungskonzept fertiggestellt. Es ergänzt die Klimaschutzstrategie um wichtige Maßnahmen zur Vorsorge und Anpassung an die bereits eingetretenen Folgen des Klimawandels. Längere Dürre- und Hitzeperioden, erhöhte Häufigkeit und Stärke von Starkregenereignissen sowie der Verlust an Biodiversität sind unmittelbare Folgen der Erderwärmung, die auch Neu-Isenburg betreffen. Das neue Konzept adressiert diese Herausforderungen durch fünf zentrale Maßnahmencluster: Erstellung eines Konzepts zur Grünflächenpflege, Entwicklung moderner grüner Infrastruktur mit Schutz vor Starkregen, klimafreundliche Gewerbegebiete, energetische Sanierung stadteigener Liegenschaften und intensivierte Kommunikation über Klimaschutz und Klimaanpassung.
Ausblick
Der Statusbericht Klimaschutz bildet die Grundlage für ein koordiniertes und zielgerichtetes Vorgehen, das die Maßnahmen des Klimaschutzes in die allgemeine Stadtentwicklung einordnet. Mit den klar definierten Zielen verfügt Neu-Isenburg über eine belastbare Grundlage für die nächsten Schritte auf dem Weg zur Klimaneutralität.
Die Botschaft der Stadtverwaltung ist eindeutig: Klimaschutz ist nicht optional, sondern zentral für die zukunftsorientierte Entwicklung Neu-Isenburgs. Durch die enge Verknüpfung von Verkehrsplanung, städtebaulicher Entwicklung sowie Energie- und Klimaschutzmaßnahmen entsteht eine integrierte Gesamtstrategie, die technologische Innovationen genauso berücksichtigt wie soziale Aspekte.
„Der Statusbericht zeigt: Wir als Stadt Neu-Isenburg nehmen unsere Verantwortung ernst. Wir haben die planerische Grundlage geschaffen, um bis 2045 klimaneutral zu werden. Jetzt kommt es auf die konsequente Umsetzung an – mit der Unterstützung aller: der Stadtwerke, der Wohnungsunternehmen, der Handwerker und nicht zuletzt jeder einzelnen Bürgerin und jeden einzelnen Bürger. Zusammen werden wir diese Aufgabe bewältigen", so das Fazit von Dirk Wölfing, Dezernent für Klimaschutz und Energiewende



